Tiny Houses sind im Aufwind. Die Verkleinerung der Wohnfläche ist einer der größten Hebel für die Reduktion des Energie- und des Flächenverbrauchs. Alle Technologien, die das Mikrowohnen zu einem Zukunftsthema machen, sind auf der WEBUILD Energiesparmesse zu sehen.
Wer seinen persönlichen CO2-Fußabdruck wirksam verringern will, hat mehrere Hebel zur Verfügung. Während aber über vegane Ernährung und den Verzicht auf Flugreisen oft kontrovers diskutiert wird, gilt die Reduktion des Energieverbrauchs für Heizen und Warmwasser mittlerweile als „common sense“. Der einfachste Hebel dafür ist derzeit gerade stark im Kommen, nämlich die Reduktion der Wohnfläche: Wer weniger Quadratmeter belegt, benötigt schlicht weniger Energie! Doch das „Mikro-Wohnen“ hilft nicht nur beim Energiesparen, es wird auch zunehmend als Komfortgewinn verstanden. Tiny Houses sind mittlerweile auch in Mitteleuropa angekommen – weil sie dank kluger Planung von Grundrissen und Gebäudetechnik das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
Komfortabel, ganzjährig – und transportierbar
Eine klare Definition, was als „Tiny House“ gilt, gibt es derzeit noch nicht. Für Helmut Möseneder, Geschäftsführer von Genböck Haus, ist sie dennoch einfach: „Es ist klein und transportierbar, ermöglicht aber dennoch vollwertiges, komfortables und ganzjähriges Wohnen.“ Das Portfolio bei Genböck reicht von 20 bis 80 m2. Die gemeinsame Besonderheit: Die Micro Homes haben einen Klappmechanismus. Sie werden schlüsselfertig im Werk gebaut, können zum Transport dann zusammengeklappt und komplett auf einem LKW zum Bestimmungsort gebracht werden. Wird es dort nicht mehr benötigt, weil es beispielsweise in ein größeres Haus an anderer Stelle integriert werden soll, wird es einfach wieder zusammengeklappt. Das bringt auch ökologisch Vorteile: „Das Grundstück, auf dem es bisher stand, kann neu genutzt werden, da es nicht versiegelt oder verbaut ist“, so Möseneder. Jedes Tiny House ist dabei ein Einzelstück, das auf die individuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten angepasst ist. Insbesondere bei der Haustechnik ist dabei sorgfältige Planung und Ausführung gefragt. Genböck hat schon Micro Homes mit Pelletsheizung, Kaminöfen, Wärmepumpen, Infrarotpaneelen, Photovoltaik, Alarmanlage, Bus-Systemen oder Smart-Home-Lösungen hergestellt. Möseneder: „Unsere Partnerhandwerker kommen zu uns ins Werk und installieren ihr Gewerk hier fertig, vor Ort muss es nur mehr angeschlossen werden.“ Den Erfolg dieses Systems kennt er aus eigener Erfahrung: Seine Tochter wohnt seit acht Jahren in einem Micro Home von Genböck.
Leistbares, energieautarkes Wohnen
„Das vergangene Jahr hat uns gezeigt, dass die Leistbarkeit des Hausbauens im Vordergrund stehen muss“, betont Christian Wimberger, Geschäftsführer von Wimberger Haus. Denn die Menschen wollen nach wie vor ihren Traum von den eigenen vier Wänden verwirklichen. Wimberger legt einen besonderen Fokus auf leistbares Wohnen und sieht Tiny Houses als eine der wesentlichen Umsetzungsmöglichkeiten. Dazu sei aber eine Änderung des Mindsets nötig gewesen, sagt Wimberger: „Österreichische Baufamilien wollen grundsätzlich nicht klein bauen, hier findet gerade ein gesellschaftlich und wirtschaftlich bedingtes Umdenken statt.“ Neben den geringeren Kosten ist auch die kürzere Bauzeit ein Faktor, der zu steigender Nachfrage geführt hat. Auch in Ziegelmassivbauweise ist ein Tiny House in puncto Fertigstellungs-Zeit einem Fertigteilhaus gleichzusetzen, was in Zeiten von Bauverzögerungen durch Lieferschwierigkeiten sehr attraktiv ist. Der verringerte Platzbedarf erstreckt sich auch auf die Haustechnik. „Ein Tiny House kommt mit 1 m3 für die Haustechnik aus“, rechnet Wimberger vor. Ein hoher Grad an Energieautarkie ist hier besonders einfach zu erlangen. Dank des geringen Volumens kann es mit einem Holzofen in der Regel komplett beheizt werden, was in Kombination mit einer PV-Anlage die Bewohner nahezu unabhängig von Energieanbietern macht.
Nachfrage im Steigen
Aus all diesen Gründen steigt die Nachfrage nach dem Wohnen auf kleinerer Fläche. Wie die gesamte Gebäudetechnik auf engstem Raum untergebracht werden kann, wie die Planung der Wohnräume möglichst flächeneffizient erfolgen kann, all das werden die Professionisten zunehmend gefragt. Auf der WEBUILD Energiesparmesse sind all jene Technologien, die in einem Tiny House den Unterschied ausmachen, zu sehen.